Chorsingen in der Krise - Oder wie der Chor durch die Zeit kommt

GU Zoom Collage klein

Nachdem der Pianist dreimal den Refrain des Liedes „Dream On“ jeweils für Sopran und Alt gespielt und gesungen hat, sind nun die Männerstimmen dran. Die Mikrofone der Chormitglieder sind auf „stumm“ gestellt.

 

Auf dem Bildschirm verfolgen die Chorsänger das einleitende Klavierspiel. Die Männerstimmen intonieren konzentriert, während die anderen nochmals dem Liedverlauf folgen und versuchen, ihre eigenen Stimmen mit zu singen. Die Mikrofone werden wieder eingeschaltet. „Was braucht ihr nochmal“, fragt die Chorleiterin Ulrike Bourehil und ein beherzter Bass bittet, nochmals eine bestimmte Sequenz vorzuspielen. Die Mikros werden wieder stumm und die Melodie erklingt von vorn.


Es ist nicht leicht für alle Beteiligten. Aber es macht große Freude, die Mitchoristen am Bildschirm zu erleben, gemeinsam zu singen, beim anschließenden Klön-Schnack herzhaft zu lachen und so etwas wie Gemeinschaft zu erleben, erläutert die Sängerin und Organisatorin Susanne Suhr-Stark.


Als abzusehen war, dass das gemeinsame Singen auf unbestimmte Zeit nichts mehr werden würde, beschlossen die Sänger und Sängerinnen, eine virtuelle Probe zu inszenieren. Bereits 5 Proben konnten auf diese Weise bestritten werden. Nach einem etwas holprigen Beginn und einer durchaus zu optimierenden Teilnehmerquote, funktionieren Technik und Prozesse immer besser. Auch der Zuspruch vergrößert sich ständig. „Heute waren wir bereits 30 Sänger“, freut sich der Chorsänger Lothar Stark, der im virtuellen Chatroom als Moderator agiert. „Wir sind heute echt gut weiter gekommen“, ergänzt die Chorleiterin, die gerade wieder zusammen mit dem Pianisten Gennady Plotnikov durch die Probe geführt hat.

Voraussichtlich bis mindestens September werden keine üblichen gemeinsamen Proben und Konzerte möglich sein. Was dann kommt, ist offen. Die für August geplante Chorfreizeit wurde abgesagt. Für den Chor ist der virtuelle Chat aktuell die einzige Möglichkeit, Gemeinschaft und Chorarbeit am Leben zu halten. Angedacht sind, nach einem Besuch im Bockenemer Biergarten beim Freibad, die Proben outdoor, mit viel Abstand durchzuführen. „Aber da sind wir noch in der Planungsphase“, so Suhr-Stark.

Gerade wegen der momentanen Situation werden weiterhin Pläne für die Zukunft geschmiedet und viel Wert auf „Vorfreude“ gelegt. So stellte L. Stark bei der letzten Probe den aktuellen Stand der für September 2021 geplanten zwei-wöchigen Konzertreise nach Namibia vor. Eigentlich hätten jetzt Vorentscheidungen getroffen werden sollen. Diese werden aber erst einmal in den August / September vertagt. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Auch wird die Zeit genutzt, an einem neuen Tonträger zu arbeiten, ein „Best Off“ aus den Konzertmitschnitten des vergangenen Jahres, der rechtzeitig zum Weihnachtsfest als Geschenk zur Verfügung stehen soll.


In Verbindung bleiben und gemeinsam Singen ist unser Rezept für diese Zeit.